
Bildschirme und Kinder: Was die Wissenschaft uns sagt (und was nicht)
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Lesezeit 13 min
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Als Eltern haben wir festgestellt, dass immer mehr Kinder im Alltag an Bildschirme geklebt sind. Bei einer Zugfahrt vor kurzem war fast jedes Kleinkind und Kind still und gebannt auf ein Tablet oder Handy fixiert. In Restaurants sehen wir, wie die Kleinen scrollen, anstatt zu malen oder zu plaudern. Es ist auffällig, dass diese Geräte Kinder friedlich ruhig halten, sie aber auch zu passiven Beobachtern machen, anstatt sie aktiv an der Welt teilhaben zu lassen. Ein Kommentar unserer Kinderärztin hat es uns wirklich klargemacht: Sie sagte, sie könne sofort erkennen, wenn ein Kind zu viel Zeit vor dem Bildschirm verbringt, allein schon an seinem Verhalten. Kinder, die viel Zeit vor Bildschirmen verbringen, haben oft Konzentrationsschwierigkeiten, können schlecht zuhören und scheinen sich weniger für die Menschen in ihrer Umgebung zu interessieren. Das war ein Weckruf für uns. Wir beschlossen, uns mit den neuesten wissenschaftlichen Forschungsergebnissen zu Bildschirmen und Kindern zu befassen, um zu verstehen, was wirklich vor sich geht.
Mittlerweile ist klar, dass Bildschirme überall sind und früh anfangen. Tatsächlich hat bereits mehr als die Hälfte aller Kinder unter 8 Jahren ein eigenes Tablet und verbringt durchschnittlich mehr als 2 Stunden pro Tag vor dem Bildschirm (Common Sense Media, 2025). Die Kindheit (etwa bis zum Alter von 12 Jahren) ist jedoch eine entscheidende Phase für die Entwicklung des Gehirns. In diesen Jahren bilden sich im Gehirn von Kindern schnell Verbindungen, die ihre Sprache, Neugier, Problemlösungsfähigkeiten und sozialen Fähigkeiten prägen. Insbesondere in der frühen Kindheit (in den ersten Lebensjahren) entwickeln sich grundlegende sprachliche und exekutive Fähigkeiten blitzschnell. Die Sorge ist, dass, wenn ein Großteil dieser Zeit mit passivem Konsum vor einem Bildschirm verbracht wird, diese Nervenbahnen nicht die reiche, reale Stimulation erhalten, die sie benötigen. In einer aktuellen wissenschaftlichen Studie heißt es: „Die frühe Kindheit ist eine entscheidende Phase für die Entwicklung des Gehirns ... Übermäßige Bildschirmzeit, die oft interaktive und anregende Aktivitäten ersetzt, wirkt sich nachweislich negativ auf diese Entwicklungsprozesse aus“ (Bal et al., 2024). Mit anderen Worten: Wenn ein Kind auf einem iPad herumwischt, anstatt zu spielen, zu erkunden oder zu interagieren, kommt sein sich entwickelndes Gehirn zu kurz.
Was sagt die Wissenschaft über die Auswirkungen von zu viel Bildschirmzeit auf Kinder? Eine wachsende Zahl von Studien bringt eine starke Bildschirmnutzung mit negativen Folgen für die kognitive, soziale und emotionale Entwicklung von Kindern in Verbindung:
Aufmerksamkeits- und Konzentrationsprobleme: Bei kleinen Kindern, die viel Zeit vor Bildschirmen verbringen, treten mit größerer Wahrscheinlichkeit Aufmerksamkeitsprobleme auf. Eine große Studie mit Vorschulkindern ergab, dass diejenigen, die mehr als 2 Stunden pro Tag Bildschirmmedien konsumierten, mit fünfmal höherer Wahrscheinlichkeit klinisch signifikante Unaufmerksamkeitsprobleme aufwiesen (Tamana et al., 2019). Die Gruppe, die mehr als 2 Stunden pro Tag vor dem Bildschirm verbrachte, erfüllte fast achtmal häufiger die Kriterien für eine ADHS-Diagnose als die Gruppe mit minimaler Bildschirmnutzung. Diese Ergebnisse stimmen mit den Beobachtungen der Eltern überein. Viele Lehrer und Ärzte stellen fest, dass „bildschirmintensive“ Kinder tendenziell eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne haben.
Denken und Lernen: Übermäßige Bildschirmzeit steht im Zusammenhang mit schlechteren Leistungen bei kognitiven Tests und einer langsameren Entwicklung bestimmter Gehirnfunktionen. So berichteten Forscher beispielsweise, dass Kinder mit hoher täglicher Bildschirmnutzung bei Tests der exekutiven Funktionen deutlich schlechter abschnitten, was auf ein erhebliches Defizit bei den Planungs- und Selbstkontrollfähigkeiten sowie auf höhere Werte bei Impulsivität und Unaufmerksamkeit hindeutet (Vohr et al., 2021). Es gibt sogar Hinweise aus Gehirnscans: Eine NIH-Studie mit MRT ergab, dass Kinder, die mehr als 7 Stunden pro Tag vor dem Bildschirm verbrachten, eine merkliche Ausdünnung der Hirnrinde aufwiesen, der Region, die für kritisches Denken und logisches Schlussfolgern entscheidend ist (New York-Presbyterian, 2023). Selbst bei 2 Stunden pro Tag schnitten Kinder bei Sprach- und Denktests schlechter ab. Dies deutet darauf hin, dass eine starke Bildschirmnutzung das sich entwickelnde Gehirn physisch verändern kann, indem sie die neuronalen Verbindungen aufgrund mangelnder Nutzung im Wesentlichen „beschneidet“.
Entwicklungsverzögerungen: Neue Forschungsarbeiten untersuchen, wie sich eine frühe Exposition auf Meilensteine auswirkt. Eine kürzlich in JAMA Pediatrics veröffentlichte Studie verfolgte Tausende von Kindern von der Kindheit an und stellte fest, dass 1-Jährige, die mehr als 4 Stunden pro Tag vor dem Bildschirm verbrachten, im Alter von 2 und 4 Jahren erhebliche Verzögerungen bei der Kommunikation und den Problemlösungsfähigkeiten aufwiesen (Takahashi et al., 2023). Sie zeigten auch Defizite in der Feinmotorik und den sozialen Fähigkeiten. Dies bestätigt frühere Studien, die eine hohe Bildschirmnutzung bei Kleinkindern mit späteren Sprachverzögerungen und einer schlechteren akademischen Reife in Verbindung bringen. Im Wesentlichen verpassen Babys und Kleinkinder, wenn sie viel Zeit vor Bildschirmen verbringen, reale Erfahrungen, die ihre Sprech-, Hör- und Denkfähigkeiten fördern.
Soziale und emotionale Auswirkungen: Wissenschaftler sind auch besorgt darüber, wie sich Bildschirme auf die soziale Entwicklung und das emotionale Wohlbefinden von Kindern auswirken können. Eine umfangreiche japanische Studie mit Erstklässlern ergab, dass die häufige Nutzung von Smartphones und Tablets offenbar mit Verhaltensproblemen im Kindesalter in Verbindung gebracht werden kann (Hosokawa et al., 2018). Kleine Kinder lernen durch direkte Interaktion und Spiel, mit Emotionen umzugehen und mit anderen auszukommen. Wenn die Bildschirmzeit dies ersetzt, sind Kinder möglicherweise weniger sozial kompetent. Ein Kinderarzt beschrieb es so, dass Kinder durch zu viel Bildschirmzeit einen „Tunnelblick“ entwickeln: Sie gewöhnen sich so sehr an die schnelllebige, sofortige Befriedigung der digitalen Welt, dass sie Schwierigkeiten haben, sich auf langsamere, reale Aktivitäten einzulassen. Sie können reizbar oder zurückgezogen werden, wenn sie nicht von einem Gerät unterhalten werden, was die Familiendynamik belasten kann. Und natürlich bedeutet eine starke Bildschirmnutzung oft, dass Kinder drinnen sitzen, was mit anderen Problemen wie körperlicher Inaktivität und Schlafproblemen verbunden ist (z. B. können Bildschirme vor dem Schlafengehen den Schlafrhythmus stören).
Wie sieht es auf der anderen Seite mit einer moderaten oder verantwortungsvollen Bildschirmnutzung aus? Ist alles nur schwarz und weiß? Nicht unbedingt. Die Forschung ist noch nicht abgeschlossen, und einige Studien bieten eine differenziertere Sichtweise. Eine bemerkenswerte Studie der Universität Oxford sorgte für Schlagzeilen, weil sie kaum Belege dafür fand, dass eine typische Bildschirmzeit größere negative Auswirkungen hat (Miller et al., 2023). Tatsächlich ergab ihre Analyse, dass Kinder etwa 4 bis 5 Stunden pro Tag digitale Medien nutzen können, bevor sie offensichtliche Funktionsstörungen aufweisen, was weit über den meisten Richtlinien liegt. Es ist jedoch wichtig, dies in den richtigen Kontext zu setzen. Dies ist nur eine von vielen Studien und bedeutet nicht, dass fünf Stunden YouTube pro Tag plötzlich „gut“ sind. Die Autoren selbst warnten davor, dass ihre Ergebnisse keine Entwarnung für unbegrenzte Bildschirmzeit seien. Sie stellten fest, dass der Einfluss von Bildschirmen wahrscheinlich geringer und nuancierter ist, als viele zunächst erwarten würden, und forderten andere Forscher auf, sich eingehender mit der Rolle von Inhalten und der elterlichen Aufsicht zu befassen. Mit anderen Worten: Die Oxford-Studie legt nahe, dass wir uns ansehen müssen, was Kinder auf Bildschirmen tun und wie Erwachsene damit umgehen, anstatt einfach nur die Stunden zu zählen. Es werden berechtigte Punkte angesprochen, dass nicht jede Bildschirmzeit gleich ist (eine Stunde, in der ein E-Book mit einem Elternteil gelesen wird, hat ganz andere Auswirkungen als eine Stunde mit zufälligen YouTube-Videos). Die Studie stellt zwar die Vorstellung in Frage, dass jede Bildschirmzeit schädlich ist, hebt jedoch nicht die Forschungsergebnisse auf, die auf Risiken einer übermäßigen Nutzung hinweisen, sondern erinnert uns lediglich daran, umsichtig zu sein und dieses Thema weiter zu untersuchen.
Okay, die Wissenschaft sagt uns, dass zu viel Bildschirmzeit in vielerlei Hinsicht schädlich ist, aber was können wir als Eltern dagegen tun? Hier sind unsere evidenzbasierten Empfehlungen, um Kinder und Bildschirme auf gesunde Weise zu nutzen:
1. Keine eigenen Smartphones oder Tablets für Kinder unter 12 Jahren
Das mag in der heutigen, von Technologie geprägten Welt extrem klingen, aber viele Kinderärzte und Experten für kindliche Entwicklung raten dringend dazu, den Besitz eigener Geräte bis mindestens zum Grundschulalter hinauszuschieben. Die American Academy of Pediatrics empfiehlt bereits, dass Kinder unter 18 Monaten überhaupt keine Bildschirmzeit haben sollten (außer für Videochats) und Kleinkinder nur sehr wenig Bildschirmzeit haben sollten (American Academy of Pediatrics 2024). Der Grund dafür ist einfach: Wenn ein kleines Kind ein eigenes Tablet oder Telefon hat, ist es fast unmöglich, die gesamte Nutzung zu überwachen. Kindern mangelt es von Natur aus an Selbstbeherrschung, sodass sie ein Gerät, das sie in der Tasche haben, wahrscheinlich übermäßig nutzen werden. Wenn man mit der Einführung eines Smartphones oder Tablets bis zum Alter von etwa 12 bis 14 Jahren wartet, vermeidet man, dass ein Achtjähriger bis nach Mitternacht auf TikTok unterwegs ist. Wenn du das Gefühl hast, dass dein Kind eine Möglichkeit haben sollte, dich zu kontaktieren (z. B. aus Sicherheitsgründen auf dem Heimweg von der Schule), solltest du Alternativen wie ein einfaches „Dumbphone“ (nur Anrufe und Textnachrichten) oder eine Smartwatch mit sehr eingeschränkten Funktionen in Betracht ziehen. Diese ermöglichen die Kommunikation ohne süchtig machende Apps und Internetzugang. Es gibt sogar eine beliebte Elternbewegung namens „Wait Until 8th“ (was „Warte bis zur 8. Klasse“ bedeutet), die Familien dazu ermutigt, gemeinsam auf Smartphones zu verzichten. Wenn ihr die Nutzung persönlicher Geräte hinauszögert, verringert ihr die Versuchung, den Bildschirm unbeaufsichtigt zu übermäßig zu nutzen, erheblich.
2. Sei dir bewusst, dass Apps und Spiele darauf ausgelegt sind, süchtig zu machen
Es ist kein Zufall, dass dein Kind einen Wutanfall bekommt, wenn du versuchst, ihm das iPad wegzunehmen, da viele der von ihm genutzten Apps (von Gelegenheitsspielen bis hin zu YouTube Kids) darauf ausgelegt sind, es süchtig zu machen. Je länger ein Kind eine App nutzt, desto mehr Geld verdient das Unternehmen (durch Werbeeinblendungen, In-App-Käufe usw.). Um dies zu erreichen, setzen Entwickler psychologische Tricks ein, um die Bildschirmzeit zu maximieren. Wie ein Kinderarzt aus Harvard erklärt, „funktionieren praktisch alle Spiele und sozialen Medien mit einem variablen Belohnungssystem, das genau dem entspricht, was man bekommt, wenn man ... an einem Spielautomaten einen Hebel zieht“ (Harvard Medical School, 2019). Mit anderen Worten: Apps geben gerade genug Belohnung, um dich auf der Jagd nach dem nächsten Level oder einer Aktualisierung zu halten, und das Gehirn von Kindern ist für diese Belohnungen noch anfälliger. Außerdem ist der präfrontale Cortex (das Selbstkontrollzentrum des Gehirns) eines Kindes noch nicht vollständig entwickelt, sodass es ihm schwerfällt, den Aufforderungen „Spiel noch ein Video ab!“ zu widerstehen. Da wir das wissen, müssen wir als Eltern feste Grenzen für die Nutzung von Apps und die Bildschirmzeit setzen. Es ist für ein Kind kaum ein fairer Kampf, seine eigene Nutzung zu moderieren, wenn milliardenschwere Plattformen buchstäblich darauf ausgelegt sind, süchtig zu machen. Bevorzugt Apps, die einen klaren Endpunkt oder pädagogischen Wert haben, und vermeidet endlose Scrolling- oder Autoplay-Kaninchenlöcher.
3. Wenn ihr Bildschirmzeit erlaubt, leiht euer Gerät aus, anstatt ihnen ein eigenes zu geben
Eine praktische Strategie, um unbeaufsichtigtes Zocken zu vermeiden, ist der „Ausleih- und Begrenzungsansatz“. Anstatt eurem 6-Jährigen ein iPad zu geben, das in seinem Zimmer steht, lasst ihn sich euer Tablet oder Telefon für einen kurzen, festgelegten Zeitraum ausleihen. So behältst du die Kontrolle und entscheidest, was sie wann sehen. Verwende die integrierte Kindersicherung oder die Funktionen des geführten Zugriffs/Kiosk-Modus, um das Gerät auf eine einzige App oder ein einziges Video zu beschränken, damit sie nicht auf zufällige Dinge tippen können. Wenn du beispielsweise eine 30-minütige Sitzung eines Lernspiels genehmigst, stelle das Gerät so ein, dass nur dieses Spiel zugänglich ist und es nach 30 Minuten gesperrt wird. Wenn die Zeit abgelaufen ist, geht das Gerät wieder an die Eltern. Durch diesen Ansatz wird die Bildschirmzeit zu einem gemeinsamen Erlebnis und nicht zu einem All-you-can-eat-Buffet. Außerdem können Sie so beobachten, wie Ihr Kind reagiert. Wenn es selbst mit Einschränkungen ausrastet oder wie festgeklebt wirkt, ist das ein Zeichen dafür, die Häufigkeit zu reduzieren. Indem Sie Geräte ausleihen statt verschenken, behalten Sie eine wichtige Kontrollmöglichkeit und können die Bildschirmzeit zu einem bewussten, begrenzten Vergnügen machen, anstatt sie als selbstverständlichen Teil der täglichen Routine zu betrachten.
4. Verlasse dich beim Lernen nicht auf „Lern-Apps“, denn Lernen im echten Leben ist besser
Es gibt Tausende sogenannter Lern-Apps für Kinder, die versprechen, deinem Kleinkind das Alphabet beizubringen oder deinen Grundschüler zu einem Mathegenie zu machen. Leider ist die Evidenz hinter vielen dieser Apps dürftig. Studien zeigen, dass Kinder unter 5 Jahren oft nicht effektiv von Apps lernen, weil sie Schwierigkeiten haben, Konzepte vom Bildschirm auf die reale Welt zu übertragen. Ein Experte witzelte: „Insbesondere für jüngere Kinder gibt es viele wissenschaftliche Erkenntnisse, die zeigen, dass Kinder nicht wirklich verstehen, was auf Bildschirmen vor sich geht, und dass es daher letztlich keinen starken Entwicklungsnutzen gibt“ (Stuckelman, 2023). Tatsächlich zeigen traditionelle bildschirmfreie Aktivitäten wie das gemeinsame Lesen von Büchern, das Lösen von Puzzles, das Spielen mit Bauklötzen, das Zeichnen oder einfach nur das Erkunden der Natur durchweg bessere Ergebnisse für die kognitive Entwicklung. Das bedeutet nicht, dass alle Apps nutzlos sind, aber wir sollten sie eher als Unterhaltung denn als Bildung betrachten. Wenn du Lern-Apps verwendest, solltest du sie sparsam und gemeinsam mit deinem Kind nutzen (gemeinsames Anschauen und Besprechen kann helfen, Verständnislücken zu schließen). Aber generell solltest du praktischen, taktilen Lernerfahrungen den Vorrang geben. Möchtest du den Wortschatz deines Kindes erweitern? Gute-Nacht-Geschichten oder Gespräche beim Spazierengehen sind einer Vokabel-App immer überlegen.
5. Entdecke bildschirmfreie Alternativen wie Hörbücher und Podcasts
Eine der besten Möglichkeiten, Kinder zu unterhalten, ohne sie in Bildschirm-Zombies zu verwandeln, besteht darin, ihre Ohren und ihre Fantasie zu beschäftigen, anstatt ihre Augen. Hörbücher und Kinder-Podcasts erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, und das aus gutem Grund. Kinder lieben eine gute Geschichte, und eine Geschichte zu hören kann genauso fesselnd sein wie sie zu sehen, mit dem zusätzlichen Vorteil, dass sie ihre Fantasie aktiv anregt (da sie sich die Geschichte in ihrem Kopf vorstellen müssen). Ob im Auto, während der Ruhezeit am Nachmittag oder als Teil der Einschlafroutine – Audioinhalte können der beste Freund der Eltern sein. Bildschirmfreie Audioboxen wie die Toniebox oder der Yoto Player sowie Streaming-Dienste wie Spotify, Apple Music und Amazon Music verfügen über riesige Bibliotheken mit Hörbüchern für Kinder – von Märchen und Abenteuerromanen bis hin zu lehrreichen Sachbüchern. Es gibt auch fantastische kostenlose kinderfreundliche Podcasts, die alles von wissenschaftlichen Experimenten über Geschichte bis hin zu fiktiven Geschichten abdecken. Das Schöne an Audio ist, dass Kinder beim Zuhören anderen Dingen nachgehen können (malen, mit Lego bauen, aus dem Fenster schauen usw.), wodurch sie oft körperlich oder kreativ aktiver sind, als wenn sie wie erstarrt vor einem Bildschirm sitzen würden. Und vor allem fördert das Hören von Geschichten die Sprachkenntnisse und die Aufmerksamkeitsspanne, ohne die Nachteile von Videos. Wenn sich dein Kind das nächste Mal an einem regnerischen Tag langweilt, versuche es mit einem lustigen Hörbuch. Du wirst überrascht sein, wie ruhig und konzentriert es wird, und das ganz ohne ein einziges Bild auf einem Bildschirm!
6. Führe ehrliche Gespräche über die Bildschirmzeit und gehe mit gutem Beispiel voran
Schließlich ist eines der wirksamsten Mittel, einfach mit deinen Kindern über das Thema zu sprechen. Selbst kleine Kinder können (auf einer grundlegenden Ebene) verstehen, dass zu viel Bildschirmzeit nicht gesund ist. Erkläre ihnen, warum du Grenzen setzt: zum Beispiel: „Wenn du zu lange auf dem Tablet spielst, kann es dir schwerer fallen, in der Schule aufmerksam zu sein, oder es kann dazu führen, dass dein Gehirn nicht mehr so stark wächst.“ Bleibe dabei unterstützend und nicht schimpfend, denn das Ziel ist, dass die Kinder langsam lernen, sich selbst zu regulieren. Sie werden dir vielleicht anfangs nicht zustimmen („Aber ich brauche meine Spiele!“), aber setze den Samen. Mit der Zeit werden viele Kinder die Botschaft verinnerlichen und anfangen, sich zu mäßigen, vor allem, wenn sie den Unterschied bemerken (z. B. „Ich bin schlecht gelaunt, wenn ich zu viel YouTube geschaut habe“). Führe ein Gespräch auf Augenhöhe und frage sie, wie sie sich fühlen, nachdem sie den Bildschirm benutzt haben, im Vergleich dazu, wie sie sich fühlen, nachdem sie draußen gespielt oder gelesen haben. Ermutige sie, Teil der Lösung zu sein („Lasst uns gemeinsam einen Tagesplan erstellen, damit ihr Spaß habt, Zeit zum Spielen habt und ein wenig Zeit vor dem Bildschirm habt.“). Entscheidend ist, dass du das, was du predigst, auch selbst praktizierst. Kinder lernen, indem sie die Erwachsenen in ihrem Leben beobachten. Wenn wir ihnen sagen, dass sie das iPad weglegen sollen, während wir selbst an unserem Smartphone kleben, werden sie uns darauf ansprechen (und das zu Recht!). Zeigen Sie ihnen, dass auch Sie abschalten können. Veranstalten Sie gerätefreie Familienessen, erklären Sie während der Hausaufgabenzeit einen „Telefonparkplatz“ und zeigen Sie gesunde technische Gewohnheiten. Wenn Eltern einen ausgewogenen Umgang mit Bildschirmen vorleben, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder diesem Beispiel folgen, weitaus größer.
Die Wissenschaft entwickelt sich ständig weiter, aber ein klares Thema zeichnet sich ab: Für junge, sich entwickelnde Köpfe schlägt die Interaktion in der realen Welt die digitale Interaktion. Bildschirme sind nicht böse, und sie werden sicherlich nicht verschwinden, aber wie wir sie in das Leben unserer Kinder integrieren, macht den Unterschied. Eine gelegentliche, achtsame Nutzung hochwertiger Inhalte (insbesondere unter Einbeziehung eines Elternteils) ist in Ordnung. Das Problem entsteht, wenn Bildschirme zum Standard-Babysitter werden oder wenn sich Kinder auf Kosten der Realität in die digitale Welt zurückziehen. Wenn wir verstehen, was die Forschung über die Gefahren übermäßiger Bildschirmzeit (verkürzte Aufmerksamkeitsspanne, schlechtere kognitive und soziale Entwicklung usw.) zeigt, können wir fundierte Entscheidungen für unsere Familien treffen. Und indem wir durchdachte Grenzen setzen und reichhaltige Alternativen anbieten, helfen wir unseren Kindern, sich aktiv und nicht passiv mit der Welt auseinanderzusetzen. Letztendlich ist die Kindheit ein wertvolles Fenster für Lernen und Wachstum. Bildschirme werden ein Teil davon sein, aber sie müssen es nicht dominieren. Mit etwas Planung und offenem Dialog (und ja, manchmal auch einem entschiedenen „Nein“ zum Tablet) können wir technikaffine Kinder großziehen, die auch neugierig und kreativ sind und mit der realen Welt um sie herum verbunden sind. Diese Balance von nicht zu wenig und nicht zu viel ist es, was uns die Wissenschaft über Kinder und Bildschirme wirklich lehrt.